Discussion:
Entgleisungsweiche und "Durchrutschweg"
(zu alt für eine Antwort)
Ingo Stiller
2010-12-27 17:05:43 UTC
Permalink
Hi Freaks

Ich habe die Tage mal den Bericht eines Unfall in der Nähe von Meltwon
Mowbray in England gelesen
( http://www.raib.gov.uk/cms_resources.cfm?file=/070123_R012007_Brentingby.pdf
)
Wenn man sich das Bild auf Seite 16 anschaut, hat nicht viel gefehlt
und die Lok hätte den Profilraum der Hauptlinie berührt.
Der Hergang in Kürze war wohl, das der Lokführer auf dem Nebengleis so
nah wie möglich an das haltzeigende Signal 53 vorziehen sollte. Er
beschleunigte ab und zu um auf dem leicht steigenden Gleis eben diese
zu erreichen und fiel kurz vor dem Signal in einen Sekundenschlaf.
Dadurch überfuhr er das Signal und würde durch die Entgleisungsweiche
ins Kiesbett geleitet. Durch einen "Track circuit interrupter" wurde
sofort die Fahrstraße auf der Hauptlinie aufgelöst(?, nur besetzt
gemeldet?) und der nachfolgende Personenzug wurde rechtzeitig
gestellt.

Fragen dazu:

a) Gibt es auch in DB-Land einen solchen "Track circuit interrupter" ?
Oder bekommt der nächste Fahrdienstleiter einen solchen Unfall
unter Umständen gar nicht mit?

b) Totmanschaltung/Sifa reagieren ja frühestens nach 30 Sekunden, ein
viel zu langer Zeitraum in diesem Fall. Wie könnte man solche Beinah-
Katastrophen wirksam verhindern?

Mir würde da folgende Möglichkeiten einfallen
1) Fahrstraßeausschluß (als ob die Weiche auf das Hauptgleis gestellt
wäre)
2) Vor einem haltzeigenden Signal noch feiner die Geschwindigkeiten
überwachen.
3) Ein Gleis in mindestens der Länge des Durchrutschweges
inkl.Prellbock

1) widerspricht natürlich dem Prinzip der Schutzweiche. Dann kann man
die Weiche gleich sein lassen.

2) Würde einen Riesenaufwand an Gleisanlagen und Lokomotiven bedeuten

3) Würde enorm viel Platz benötigen.


Eure Meinungen dazu

GrußIngo
Christoph Schmitz
2010-12-27 17:19:56 UTC
Permalink
Post by Ingo Stiller
Hi Freaks
Ich habe die Tage mal den Bericht eines Unfall in der Nähe von Meltwon
Mowbray in England gelesen
( http://www.raib.gov.uk/cms_resources.cfm?file=/070123_R012007_Brentingby.pdf
)
Wenn man sich das Bild auf Seite 16 anschaut, hat nicht viel gefehlt
und die Lok hätte den Profilraum der Hauptlinie berührt.
Was ja *eigentlich* eben nicht passieren sollte. Das Problem
scheint mir zu sein, dass die Schutzweiche kein Herstueck hat,
so dass die rechten Raeder der Lok nicht ueber die linke
Schiene drueberkamen.
Post by Ingo Stiller
Der Hergang in Kürze war wohl, das der Lokführer auf dem Nebengleis so
nah wie möglich an das haltzeigende Signal 53 vorziehen sollte. Er
beschleunigte ab und zu um auf dem leicht steigenden Gleis eben diese
zu erreichen und fiel kurz vor dem Signal in einen Sekundenschlaf.
Dadurch überfuhr er das Signal und würde durch die Entgleisungsweiche
ins Kiesbett geleitet. Durch einen "Track circuit interrupter" wurde
sofort die Fahrstraße auf der Hauptlinie aufgelöst(?, nur besetzt
gemeldet?) und der nachfolgende Personenzug wurde rechtzeitig
gestellt.
a) Gibt es auch in DB-Land einen solchen "Track circuit interrupter" ?
Oder bekommt der nächste Fahrdienstleiter einen solchen Unfall
unter Umständen gar nicht mit?
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie es in diesem Fall hier in
Deutschland gelaufen waere. Wenn es keine Schutzweiche gibt
(also Lichtschutz), dann bemerkt das Stellwerk die Verletzung
des Lichtschutz (beim Ueberfahren des Signals) und stellt das
Signal der anderen Fahrstrasse auf Halt (bei allen modernen
Stellwerksbauformen).
Wenn der Zug den Bahnhof allerdings gruendlich umpfluegt, dann
gehen alle Besetztmelder auf "belegt", weil sie zur sicheren
Seite hin ausfallen.
Post by Ingo Stiller
b) Totmanschaltung/Sifa reagieren ja frühestens nach 30 Sekunden, ein
viel zu langer Zeitraum in diesem Fall. Wie könnte man solche Beinah-
Katastrophen wirksam verhindern?
Hierzulande erfolgt eine Zwangsbremsung durch die PZB, sobald
das haltzeigende Signal ueberfahren wird. Das *sollte* dann
ausreichen, den Zug vor dem Gefahrenpunkt zu stoppen.

Christoph
Holger Schulz
2010-12-27 17:34:27 UTC
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Post by Christoph Schmitz
Hierzulande erfolgt eine Zwangsbremsung durch die PZB, sobald
das haltzeigende Signal ueberfahren wird.
... oder bei verbotenem Anfahren gegen das Halt zeigende Signal
v > 15 km/h erreicht wird.
--
Holger Schulz, DPS
Die Adresse im From: ist gültig, wird aber nicht gelesen!
Ingo Stiller
2010-12-27 17:42:58 UTC
Permalink
Post by Holger Schulz
Post by Christoph Schmitz
Hierzulande erfolgt eine Zwangsbremsung durch die PZB, sobald
das haltzeigende Signal ueberfahren wird.
... oder bei verbotenem Anfahren gegen das Halt zeigende Signal
v > 15 km/h erreicht wird.
Hätte in dem Fall nichts genützt :
a) Der Zug fuhr ja die ganze Zeit
b) Die Geschwindigkeit war zum Zeitpunkt der Entgleisung gerade mal 15
km/h (9.5 mph)

Gruß Ingo
Ingo Stiller
2010-12-27 17:37:55 UTC
Permalink
Post by Christoph Schmitz
Post by Ingo Stiller
Hi Freaks
a) Gibt es auch in DB-Land einen solchen "Track circuit interrupter" ?
     Oder bekommt der n chste Fahrdienstleiter einen solchen Unfall
unter Umst nden gar nicht mit?
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie es in diesem Fall hier in
Deutschland gelaufen waere. Wenn es keine Schutzweiche gibt
(also Lichtschutz), dann bemerkt das Stellwerk die Verletzung
des Lichtschutz (beim Ueberfahren des Signals) und stellt das
Signal der anderen Fahrstrasse auf Halt (bei allen modernen
Stellwerksbauformen).
Diese Funktionalität scheint es in England ja anscheinend nicht
zugeben.
Oder wozu ist der "Ciruit interrupter" sonst notwendig?
Post by Christoph Schmitz
Wenn der Zug den Bahnhof allerdings gruendlich umpfluegt, dann
gehen alle Besetztmelder auf "belegt", weil sie zur sicheren
Seite hin ausfallen.
Klar, wenn man "Glück"hat :-)
Die Engländer vertrauen da wohl eher auf ihren "Circuit interrupter"
Post by Christoph Schmitz
Post by Ingo Stiller
b) Totmanschaltung/Sifa reagieren ja fr hestens nach 30 Sekunden, ein
viel zu langer Zeitraum in diesem Fall. Wie k nnte man solche Beinah-
Katastrophen wirksam verhindern?
Hierzulande erfolgt eine Zwangsbremsung durch die PZB, sobald
das haltzeigende Signal ueberfahren wird. Das *sollte* dann
ausreichen, den Zug vor dem Gefahrenpunkt zu stoppen.
Wie man an dem Beispiel sieht, hat es ja eben fast nicht gereicht.

Wenn ich den Bericht richtig gelesen habe, hat man aus dem Vorfall
gelernt und diese spezielle Weiche danach modifiziert.

Aber ist die Profilfreiheit in Deutschland im Falle eines Falles
überall gegeben?
Und was ist, wenn ein Personenzug so gestoppt werden sollte, ist dann
sicher, dass der Abgang in die Botanik für die Fahrgäste glimpflich
verläuft?

Gruß Ingo
Jens Schmidt
2010-12-27 23:21:53 UTC
Permalink
Post by Ingo Stiller
Post by Christoph Schmitz
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie es in diesem Fall hier in
Deutschland gelaufen waere. Wenn es keine Schutzweiche gibt
(also Lichtschutz), dann bemerkt das Stellwerk die Verletzung
des Lichtschutz (beim Ueberfahren des Signals) und stellt das
Signal der anderen Fahrstrasse auf Halt (bei allen modernen
Stellwerksbauformen).
Diese Funktionalität scheint es in England ja anscheinend nicht
zugeben.
Oder wozu ist der "Ciruit interrupter" sonst notwendig?
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, den Zusammenstoß zweier Züge an
zusammenlaufenden Gleisen zu verhindern. Eine kleine Liste:
- Signal mit Durchrutschweg
- Signal mit Schutzweiche
- Signal mit Fahrstraßenausschluss
- Signal mit Entgleisungsweiche

Da hier die letzte dieser Möglichkeiten gewählt wurde, machen die
Maßnahmen für andere Möglichkeiten hier keinen Sinn. Der "Circuit
interrupter" ist gerade dazu da, um bei "Nutzung" der
Entgleisungsweiche das durchgehende Gleis zu sperren. Das ist eben
die passende Technik.
Post by Ingo Stiller
Post by Christoph Schmitz
Wenn der Zug den Bahnhof allerdings gruendlich umpfluegt, dann
gehen alle Besetztmelder auf "belegt", weil sie zur sicheren
Seite hin ausfallen.
Klar, wenn man "Glück"hat :-)
Ich sehe da kein Glück, sondern ähnlich wie hierzulande die Kombination
aus Gürtel (Signal) und Hosenträger (Entgleisungsweiche+Circuit
Interrupter)
Post by Ingo Stiller
Die Engländer vertrauen da wohl eher auf ihren "Circuit interrupter"
Nein, wie überall wird hauptsächlich auf das Signal vertraut. Dass
dieses Vertrauen mangels PZB leicht strapaziert werden kann ist eine
Designentscheidung, die je nach Umständen auch hier hätte passieren
können. Insbesondere vor >= 20 Jahren im Osten.
Post by Ingo Stiller
Post by Christoph Schmitz
Post by Ingo Stiller
b) Totmanschaltung/Sifa reagieren ja fr hestens nach 30 Sekunden, ein
viel zu langer Zeitraum in diesem Fall. Wie k nnte man solche Beinah-
Katastrophen wirksam verhindern?
Hierzulande erfolgt eine Zwangsbremsung durch die PZB, sobald
das haltzeigende Signal ueberfahren wird. Das *sollte* dann
ausreichen, den Zug vor dem Gefahrenpunkt zu stoppen.
Wie man an dem Beispiel sieht, hat es ja eben fast nicht gereicht.
Wie denn auch, wenn es nicht so designt wurde.
Post by Ingo Stiller
Wenn ich den Bericht richtig gelesen habe, hat man aus dem Vorfall
gelernt und diese spezielle Weiche danach modifiziert.
Aber ist die Profilfreiheit in Deutschland im Falle eines Falles
überall gegeben?
So ist es gedacht. Allerdings gibt es inzwischen einige Fälle, bei denen
intelligente Leute in so einem Fall einen großen Teil der Oberleitung
durch den Zug ins Profil kippen lassen. :-(
Post by Ingo Stiller
Und was ist, wenn ein Personenzug so gestoppt werden sollte, ist dann
sicher, dass der Abgang in die Botanik für die Fahrgäste glimpflich
verläuft?
Was ist "sicher"? Sogar schon bei einer Schnellbremsung könnte jemand
im Dosto von der Treppe fallen. Manche fallen sogar eine Treppe runter
wenn der Zug steht.

Personenzüge werden äußerst selten auf solchen Ausweichgleisen auf die
Seite genommen.
--
Viele Grüße,
Jens Schmidt
Helmut Barth
2010-12-28 21:50:38 UTC
Permalink
Salut!
Post by Jens Schmidt
Post by Ingo Stiller
Aber ist die Profilfreiheit in Deutschland im Falle eines Falles
überall gegeben?
So ist es gedacht. Allerdings gibt es inzwischen einige Fälle, bei denen
intelligente Leute in so einem Fall einen großen Teil der Oberleitung
durch den Zug ins Profil kippen lassen. :-(
Oder der Zug räumt irgendwelche LST- Verteiler ab was den
automatischen Haltfall einiger Signale bewirken kann. In Badönn-Badönn
stand so einer mal einer Stadtbahn im Weg. Die war allerdings
nachbargleisabgewandt in eine Schallschutzwand getöst und hat dabei ein
wenig Stelltechnik mitgetötet.
Post by Jens Schmidt
Post by Ingo Stiller
Und was ist, wenn ein Personenzug so gestoppt werden sollte, ist dann
sicher, dass der Abgang in die Botanik für die Fahrgäste glimpflich
verläuft?
Was ist "sicher"? Sogar schon bei einer Schnellbremsung könnte jemand
im Dosto von der Treppe fallen. Manche fallen sogar eine Treppe runter
wenn der Zug steht.
Personenzüge werden äußerst selten auf solchen Ausweichgleisen auf die
Seite genommen.
Hmm. Ich kenne das von früher her anders. Heute ist es allerdings so,
dass in vielen "Ausweich"gleisen die Schutzweichen ausgebaut sind. Dafür
hat man ja jetzt PZB90 ...

Grüßle, Helmut
Jens Schmidt
2010-12-28 23:30:52 UTC
Permalink
Post by Helmut Barth
Post by Jens Schmidt
Personenzüge werden äußerst selten auf solchen Ausweichgleisen auf die
Seite genommen.
Hmm. Ich kenne das von früher her anders. Heute ist es allerdings so,
dass in vielen "Ausweich"gleisen die Schutzweichen ausgebaut sind. Dafür
hat man ja jetzt PZB90 ...
Mit "solchen" meinte ich "mitten in der Pampa". An Bahnhöfen ist das auch
heute noch so. Fast auf jeder meiner Fahrten mit dem Metronom wurde der
irgendwo am Bahnsteig aufgehalten zwecks Überholung durch eine verspätete
Weisswurst. Gern auch gleich zweimal. Der Abschnitt zwischen Celle und
Maschen ist immer gut für sowas.

Schutzweichen sind doch nur ab einer bestimmten Geschwindigkeit (WIMRE 160)
Pflicht. Darunter lässt sich das mit einem Fahrstrassenausschluss viel
billiger erledigen. Kostet nur Zeit. Fahren wirklich so viele Züge gegen ein
Hp0 an?
--
Viele Grüße,
Jens Schmidt
Ingo Stiller
2010-12-29 04:19:43 UTC
Permalink
. Fahren wirklich so viele Züge gegen ein Hp0 an?
http://de.wikipedia.org/wiki/Zugunglück_von_Rüsselsheim
Jens Schmidt
2010-12-29 07:03:14 UTC
Permalink
Post by Ingo Stiller
. Fahren wirklich so viele Züge gegen ein Hp0 an?
http://de.wikipedia.org/wiki/Zugunglück_von_Rüsselsheim
Der Zug kam aber aus dem durchgehenden Hauptgleis, oder? Da wäre
auch heute keine Schutzweiche eingebaut.
--
Viele Grüße,
Jens Schmidt
Ralf Gunkel
2010-12-29 07:57:31 UTC
Permalink
Post by Jens Schmidt
Post by Ingo Stiller
. Fahren wirklich so viele Züge gegen ein Hp0 an?
http://de.wikipedia.org/wiki/Zugunglück_von_Rüsselsheim
Der Zug kam aber aus dem durchgehenden Hauptgleis, oder? Da wäre
auch heute keine Schutzweiche eingebaut.
PZB90 ist auch keine Schutzweiche sondern eine technische Einrichtung
die den Tf so weit "behindert" dass er nicht zu schnell wird und daher
im Fall der Fälle nur sehr langsam an einem Signal vorbeifährt als dass
ihn die 2000Hz Beeinflussung schnell zum stehen bekommt.

Gruß Ralf
--
Wollen sie einen Bedienplatz von Siem***, oder gleich was gescheites?
Michael Ruge
2010-12-29 09:05:01 UTC
Permalink
Post by Jens Schmidt
Post by Ingo Stiller
. Fahren wirklich so viele Züge gegen ein Hp0 an?
http://de.wikipedia.org/wiki/Zugunglück_von_Rüsselsheim
Der Zug kam aber aus dem durchgehenden Hauptgleis, oder? Da wäre
auch heute keine Schutzweiche eingebaut.
Abgesehen davon, nützt das hier vor Ort (in Rüsselsheim) auch immer noch
nichts, wenn der Zug die Signale erreicht, hat der mal locker 60 km/h drauf
und die besagte Weichenstraße ist 30 meter hinter den Signalen.

Nach dem Unglück wurden zwar die Formsignale durch Lichtsignale getauscht,
aber am Signalstandort nichts geändert - sonst könnte man keine Weißwurst
mehr in Rüsselsheim stellen bzw. ihm einen Ausstiegshalt anbieten aufgrund
der nachwievor vorhandenen Bahnsteiglänge.

Gruß aus Rüsselsheim, Michael
Tobias Nicht
2010-12-29 09:46:05 UTC
Permalink
Post by Michael Ruge
Abgesehen davon, nützt das hier vor Ort (in Rüsselsheim) auch immer noch
nichts, wenn der Zug die Signale erreicht, hat der mal locker 60 km/h
drauf und die besagte Weichenstraße ist 30 meter hinter den Signalen.
Nur wenn er sich befreit und kein 500er liegt. Dann zischt es schon bei
25 und der Zug steht.

Gruß Tobias
Holger Koetting
2010-12-29 10:30:07 UTC
Permalink
Abgesehen davon, nützt das hier vor Ort (in Rüsselsheim) auch immer noch
nichts, wenn der Zug die Signale erreicht, hat der mal locker 60 km/h drauf
und die besagte Weichenstraße ist 30 meter hinter den Signalen.
Dafür hat man u. a. nach diesem Unfall die PZB 90 entwickelt, um
das zu schnelle Anfahren zu verhindern.

Gruß,

Holger K. aus D.
--
Streckenstillegung? Nein, es wird nur nichts bestellt!

E-Mail: ***@gmx.de
Homepage: http://www.student.informatik.tu-darmstadt.de/~koetting
Reinhard Greulich
2010-12-29 12:08:29 UTC
Permalink
Post by Michael Ruge
Nach dem Unglück wurden zwar die Formsignale durch Lichtsignale getauscht,
aber am Signalstandort nichts geändert
Was man nicht sieht: in den Triebfahrzeugen ist inzwischen PZB90.

Gruß - Reinhard.
--
70086

~=@=~ www.debx.de ~=@=~
die Homepage der deb*-Newsgruppen.
Ralph A. Schmid, dk5ras
2010-12-29 18:08:49 UTC
Permalink
Post by Michael Ruge
Nach dem Unglück wurden zwar die Formsignale durch Lichtsignale getauscht,
aber am Signalstandort nichts geändert
Auch kein 500er installiert? Allerdings wurde sehr wohl die PZB
nachgebessert.


-ras
--
Ralph A. Schmid

http://www.dk5ras.de/ http://www.db0fue.de/
http://www.bclog.de/
Holger Metschulat
2010-12-30 16:29:58 UTC
Permalink
Post by Ralph A. Schmid, dk5ras
Post by Michael Ruge
Nach dem Unglück wurden zwar die Formsignale durch Lichtsignale getauscht,
aber am Signalstandort nichts geändert
Auch kein 500er installiert? Allerdings wurde sehr wohl die PZB
nachgebessert.
Hallo,

die Formsignale wurden wohl nicht wegen des Unfalls zu Lichtsignalen
umgebaut, sondern wegen der Auflassung des Wärterstellwerks und des
Bahnüberganges.

Der 500er hat wohl vorher schon da gelegen. Nur wegen der punktuellen
Prüfung der "alten" PZB nicht angesprochen (Triebwagen beim Überfahren
des 500ers zu langsam zum Auslösen.).
--
Gruss * Holger Metschulat
Holger * e-mail: ***@stellwerke.de, http://home.arcor.de/estw
"Internet-Nutzung ist ein Privileg und kein Recht."
(Rechnerraum-Ordnung an der Uni von 1994)
Ralph A. Schmid, dk5ras
2010-12-30 17:31:29 UTC
Permalink
Post by Holger Metschulat
Der 500er hat wohl vorher schon da gelegen. Nur wegen der punktuellen
Prüfung der "alten" PZB nicht angesprochen (Triebwagen beim Überfahren
des 500ers zu langsam zum Auslösen.).
Ahja, verstehe.


-ras
--
Ralph A. Schmid

http://www.dk5ras.de/ http://www.db0fue.de/
http://www.bclog.de/
Holger Koetting
2010-12-27 23:42:28 UTC
Permalink
Post by Ingo Stiller
Diese Funktionalität scheint es in England ja anscheinend nicht
zugeben.
Oder wozu ist der "Ciruit interrupter" sonst notwendig?
Letztlich ist der Interrupter eigentlich nix anderes als eine
vorgezogene Isolierung der Weiche im Hauptgleis, oder wenn man
die Entgleisungsweiche als eigenes Element betrachten möchte,
sind diese und die Hauptweiche gemeinsam isoliert/"geachszählert".
Post by Ingo Stiller
Aber ist die Profilfreiheit in Deutschland im Falle eines Falles
überall gegeben?
Das weiß niemand wirklich sicher. Selbst wenn die Gleissperre oder
die Schutzweiche die Lok hinreichend sicher vom zu schützenden
Gleis ableitet, ist unklar, was mit den nächsten Wagen passiert.
Wenn die schlagartig abgebremst werden und von hinten die Masse
der restlichen Wagen nachschiebt, möchte ich nicht wissen, wie die
sich möglicherweise quer stellen können.

Gruß,

Holger K. aus D.
--
Streckenstillegung? Nein, es wird nur nichts bestellt!

E-Mail: ***@gmx.de
Homepage: http://www.student.informatik.tu-darmstadt.de/~koetting
Ralf Gunkel
2010-12-28 08:17:35 UTC
Permalink
Post by Holger Koetting
Post by Ingo Stiller
Diese Funktionalität scheint es in England ja anscheinend nicht
zugeben.
Oder wozu ist der "Ciruit interrupter" sonst notwendig?
Letztlich ist der Interrupter eigentlich nix anderes als eine
vorgezogene Isolierung der Weiche im Hauptgleis, oder wenn man
die Entgleisungsweiche als eigenes Element betrachten möchte,
sind diese und die Hauptweiche gemeinsam isoliert/"geachszählert".
In D löst man das zusätzlich indem man hinter dem "toten Ende" der
Schutzweiche einen Fahrleitungsmast oder LST-Kabelschrank aufstellt.
Kommt der Zug dort vorbei merkt man es garantiert.
Vgl. die DB/AVG Tram die ich meine dieses Jahr in Baden-Baden (?) genau
diesen Weg nahm. die lag soweit ich es mitbekommen habe profilfrei
entlang der Lärmschutzwand. Hat aber einen Kabelschrank mitgenommen.
Sehr zuverlässige Störungsoffenbarung.

*ggg*

Gruß Ralf
--
Wollen sie einen Bedienplatz von Siem***, oder gleich was gescheites?
Frank Nitzschner
2010-12-27 17:41:22 UTC
Permalink
Post by Christoph Schmitz
Hierzulande erfolgt eine Zwangsbremsung durch die PZB, sobald
das haltzeigende Signal ueberfahren wird. Das *sollte* dann
ausreichen, den Zug vor dem Gefahrenpunkt zu stoppen.
Im englischen Beispiel ging es aber vergleichsweise um die Gefährdung
einer Zugfahrt durch eine Rangierfahrt, -oder?

Grüsse
Frank
Christoph Schmitz
2010-12-27 18:16:35 UTC
Permalink
Post by Frank Nitzschner
Post by Christoph Schmitz
Hierzulande erfolgt eine Zwangsbremsung durch die PZB, sobald
das haltzeigende Signal ueberfahren wird. Das *sollte* dann
ausreichen, den Zug vor dem Gefahrenpunkt zu stoppen.
Im englischen Beispiel ging es aber vergleichsweise um die Gefährdung
einer Zugfahrt durch eine Rangierfahrt, -oder?
Ich glaube nicht, dass der entgleiste Zug als Rangierfahrt fuhr.

Christoph
Frank Nitzschner
2010-12-27 18:40:10 UTC
Permalink
Post by Christoph Schmitz
Ich glaube nicht, dass der entgleiste Zug als Rangierfahrt fuhr.
Ingo schrieb:

|Der Hergang in Kürze war wohl, das der Lokführer auf dem Nebengleis so
|nah wie möglich an das haltzeigende Signal 53 vorziehen sollte.

Vorziehen bedeutet eigentlich, daß er schon mal zum Halten gekommen
ist.
Bezüglich Zugsicherung, Flankenschutz und Gleisfreimeldung sollte man
das Mutterland der Eisenbahn eh nicht mit dem Kontinent vergleichen;-)

Grüsse
Frank
Jens Schmidt
2010-12-27 23:01:41 UTC
Permalink
Post by Frank Nitzschner
Post by Christoph Schmitz
Ich glaube nicht, dass der entgleiste Zug als Rangierfahrt fuhr.
|Der Hergang in Kürze war wohl, das der Lokführer auf dem Nebengleis so
|nah wie möglich an das haltzeigende Signal 53 vorziehen sollte.
Vorziehen bedeutet eigentlich, daß er schon mal zum Halten gekommen
ist.
Anhand der Einschätzung der Beiträge besonders im Verhältnis zu dem
Unfallbericht sehe ich die Verwendung der beiden Begriffe "vorziehen" und
"Nebengleis" nicht in ihrer eisenbahntechnischen Bedeutung, sondern mehr
umgangssprachlich.
Post by Frank Nitzschner
Bezüglich Zugsicherung, Flankenschutz und Gleisfreimeldung sollte man
das Mutterland der Eisenbahn eh nicht mit dem Kontinent vergleichen;-)
Das sowieso. Allerdings gibt es auch auf dem Kontinent nur aus der
historischen Entwicklung erklärbare Seltsamkeiten.
--
Viele Grüße,
Jens Schmidt
Holger Koetting
2010-12-27 23:52:58 UTC
Permalink
Post by Christoph Schmitz
Hierzulande erfolgt eine Zwangsbremsung durch die PZB, sobald
das haltzeigende Signal ueberfahren wird. Das *sollte* dann
ausreichen, den Zug vor dem Gefahrenpunkt zu stoppen.
Schau mal im Bericht auf Seite 11, Punkt 32. Vereinfacht gesagt
wäre das bei bei uns der Verzicht auf einen PZB-Magneten, wo es
eine Schutzweiche gibt.

Gruß,

Holger K. aus D.
--
Streckenstillegung? Nein, es wird nur nichts bestellt!

E-Mail: ***@gmx.de
Homepage: http://www.student.informatik.tu-darmstadt.de/~koetting
Christoph Schmitz
2010-12-28 11:28:37 UTC
Permalink
Post by Holger Koetting
Post by Christoph Schmitz
Hierzulande erfolgt eine Zwangsbremsung durch die PZB, sobald
das haltzeigende Signal ueberfahren wird. Das *sollte* dann
ausreichen, den Zug vor dem Gefahrenpunkt zu stoppen.
Schau mal im Bericht auf Seite 11, Punkt 32. Vereinfacht gesagt
wäre das bei bei uns der Verzicht auf einen PZB-Magneten, wo es
eine Schutzweiche gibt.
Uah, das ist ja noch perverser als Fish and Chips mit Essig.
Da ist man froh, in good old Germany zu leben.

Christoph
Holger Metschulat
2010-12-29 12:20:59 UTC
Permalink
Am 2010-12-27 18:19, schrieb Christoph Schmitz:
Hallo,
Post by Christoph Schmitz
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie es in diesem Fall hier in
Deutschland gelaufen waere. Wenn es keine Schutzweiche gibt
(also Lichtschutz), dann bemerkt das Stellwerk die Verletzung
des Lichtschutz (beim Ueberfahren des Signals) und stellt das
Signal der anderen Fahrstrasse auf Halt (bei allen modernen
Stellwerksbauformen).
Wenn der Zug den Bahnhof allerdings gruendlich umpfluegt, dann
gehen alle Besetztmelder auf "belegt", weil sie zur sicheren
Seite hin ausfallen.
Selbst schon erlebt:

Rangierlok fährt "etwas" zu stark gegen Prellbock, schiebt sich und
denselbigen ins Hauptgleis, auf dem gerade eine Zugfahrt kommen soll.
Prellbock und Lok zerstören Weichenantrieb einer Weiche in dieser
Zugfahrt, Weichenüberwachung fällt ab, Signale im Fahrweg gehen auf Halt
(Zug war schon am Hauptsignal vorbei, sieht und beachtet aber zum Glück
ein Lichtsperrsignal im Fahrweg, welches auf Halt fällt, und hält an).
--
Gruss * Holger Metschulat
Holger * e-mail: ***@stellwerke.de, http://home.arcor.de/estw
"Internet-Nutzung ist ein Privileg und kein Recht."
(Rechnerraum-Ordnung an der Uni von 1994)
Johann Mayerwieser
2010-12-29 17:20:21 UTC
Permalink
Am 2010-12-27 18:19, schrieb Christoph Schmitz: Hallo,
Post by Christoph Schmitz
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie es in diesem Fall hier in
Deutschland gelaufen waere. Wenn es keine Schutzweiche gibt (also
Lichtschutz), dann bemerkt das Stellwerk die Verletzung des Lichtschutz
(beim Ueberfahren des Signals) und stellt das Signal der anderen
Fahrstrasse auf Halt (bei allen modernen Stellwerksbauformen).
Wenn der Zug den Bahnhof allerdings gruendlich umpfluegt, dann gehen
alle Besetztmelder auf "belegt", weil sie zur sicheren Seite hin
ausfallen.
Rangierlok fährt "etwas" zu stark gegen Prellbock, schiebt sich und
denselbigen ins Hauptgleis, auf dem gerade eine Zugfahrt kommen soll.
Prellbock und Lok zerstören Weichenantrieb einer Weiche in dieser
Zugfahrt, Weichenüberwachung fällt ab, Signale im Fahrweg gehen auf Halt
(Zug war schon am Hauptsignal vorbei, sieht und beachtet aber zum Glück
=== ==================
ein Lichtsperrsignal im Fahrweg, welches auf Halt fällt, und hält an).
Wozu hat man noch Tfzf? Die machen - im Gegensatz zu Zügen - immer wieder
Fehler:)

SCNR (des war aufgelegt)

Hannes
--
Für persönliche Nachricht Reply-Adresse verwenden und "usenet" im Betreff
einfügen.
--
Für persönliche Nachricht Reply-Adresse verwenden und "usenet" im Betreff
einfügen.
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