Post by Ron SchauerGab es solche mehrtägigen Vollsperrungen schon vor dem elektronischen
Zeitalter oder wurde da in kleinen Abschnitten umgebaut?
Ist das mal wieder eine Aktion "Für die Weiterentwicklung der Technik muß
der Verbraucher schon etwas zurückstecken"?
Am 11.10.1964, 0:00 Uhr, wurden der Bahnhof München Hbf vollständig gesperrt. Die letzten Nachtzüge wurden daher zum Ostbahnhof umgeleitet.
Am 11.10.1964, 4:00 Uhr, fuhr der erste Zug, gesichert durch das nagelneue SpDrS60, am Hauptbahnhof ein.
In den vier Stunden wurden alle Formsignale abgebaut, und alle Weichen des Bahnhofs von den elektromechanischen Stellwerken auf das S60 umgeklemmt, sowie geprüft.
Die nächsten Tage wurde noch eingeschränkter Verkehr gefahren, dies war aber nicht durchs Stellwerk bedingt, sondern weil man befürchtet hat, dass die Fahrdienstleiter am Anfang mit dem neuen Stellwerk sowie dem für sie ungewohnten Rangieren sonst überlastet worden wären.
Nachzulesen ist das ganze in der Zeitschrift Signal & Draht.
Was bedeutet das für heute?
Viel, was damals gemacht wurde, ist heute natürlich nicht mehr denkbar. U.a. wurden die Signallaternen bei den Tests und den Einstellarbeiten im Vorlauf nicht abgedeckt, sondern bei Tag mit Nachtspannung betrieben, um die Lokführer nicht zu sehr zu verwirren. Das geht heute natürlich nicht mehr - und ich denke das ist auch gut so.
Bei dem Umbau der Weichen hat man einen großen Aufwand getrieben - das wäre heute wohl aus Kostengründen nicht mehr möglich.
Und, was auch noch dazu kommt: Damals hat man LSTler aus ganz Deutschland in München zusammengezogen, und in vielen Arbeitsgruppen gearbeitet. Das sieht heute meinen Beobachtungen nach auch anders aus.
Dennoch stellt sich mir die Frage, warum Inbetriebnahmen und Updates immer länger dauern. Gefühlt werden die Sperrzeiten immer länger. Speziell bei den Updates scheint man auch das Vorgehen geändert zu haben. In der Fachpresse wurden ESTWs noch vor einigen Jahren angepriesen als ideal bei Umbauten, weil man die Software im voraus schon vorprüfen kann, und man bei dem eigentlichen Update nur kurze Zeit den Betrieb vollständig einstellen muss. Nach dem Wiederhochfahren des Systems könne man in allen Bereichen, in denen sich nichts geändert hat, sofort wieder fahren, nur in den Bereichen, wo es Änderungen gab, müsse man noch Elementprüfungen machen (und zwar nur Elementprüfungen, da die Fahrstraßenprüfungen schon am Simulator erfolgt sind).
Offenbar ist man von diesem Vorgehen in den letzten Jahren wieder weggegangen? Hat hier das EBA die Vorschriften verschärft?
Viele Grüße
Boris